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23. September 2025 | 11:30 Uhr
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Was mögen die Deutschen an Madeira, Frau Machado?

Madeira ist ein Wanderparadies – aber nicht nur. Was Reisebüros über die portugiesische Urlaubsinsel wissen sollten, für welche Kunden sie geeignet ist und warum es so viele Deutsche hierherzieht, verrät Clarissa Krämer Machado vom Tourismusbüro im Interview. Außerdem gibt sie Tipps für Orte abseits Touristenpfade und für Tage mit wechselhaftem Wetter.

Portugal Madeira Vereda do Pico Branco Aussichtspunkt Visit Madeira/Correia

Madeira unterscheidet sich vom portugiesischen Festland unter anderem durch sein mildes Klima, was die Insel fast ganzjährig zum beliebten Wanderziel macht

Frau Machado, was ist Ihrer Erfahrung nach die häufigste falsche Erwartung an Madeira?

Viele denken, dass Madeira einfach nur ein Wanderparadies ist – also nur etwas für die extrem Aktiven oder Familien ohne kleine Kinder. Dabei haben wir eine ganze Bandbreite an Erlebnissen, die mit den anspruchsvolleren Wanderwegen erstmal wenig zu tun haben. Stadttouren, bei denen man nicht nur die Sehenswürdigkeiten entdeckt, sondern auch viele zu Spezialitäten und der lokalen Gastronomie, oder Orte wie die von hier mit der Fähre erreichbare Insel Porto Santo mit ihrem neun Kilometer langen Strand. Und wer tatsächlich aktiv sein will, aber sich die schwierigeren Wanderungen und Aktivitäten nicht zutraut, findet viele Angebote auf Einsteigerlevel – vom Canyoning bis zum Tauchen.

Für welche Art von Reisenden ist Madeira als Urlaubsziel besonders gut geeignet und warum?

Ganz klar: Madeira ist in Sachen Outdoor-Erlebnisse einfach top aufgestellt, was natürlich bedeutet, dass Wanderfans und Wassersportler hier besonders auf ihre Kosten kommen. Daneben ist die Insel aber auch eine großartige Destination für Foodies. Hier kann man fantastisch essen – ganz typisch oder auf Sterne-Niveau – und es gibt neben dem berühmten Madeira-Wein auch etliche andere Weine, die hier angebaut werden. Familien und Alleinreisenden empfehle ich einen Urlaub auf Porto Santo, weil die Insel größentechnisch einfach sehr überschaubar und flach ist. Im Vergleich zu Madeira ist hier deutlich weniger los. 

Was unterscheidet Madeira vom portugiesischen Festland?

Der größte Unterschied ist sicher das Klima. Also während man auf dem Festland im Sommer schonmal mit 30 oder sogar 40 Grad rechnen kann, kommen wir hier in der Regel auf maximal 25 Grad und haben darüber hinaus besondere Bedingungen durch Mikroklimata. Das bedeutet, dass die Wetterverhältnisse auf der Insel von Region zu Region täglich variieren können und man eigentlich immer irgendwo Bedingungen findet, die zu einem passen. Noch eine Besonderheit sind die Spezialitäten der Insel: Madeira-Wein, ein aus Zuckerrohr-Schnaps gemachtes Getränk namens Poncha und auch typische Gerichte wie Espada. Dahinter verbirgt sich der Schwarze Degenfisch, der nur hier gefangen und mit Banane und manchmal auch Maracuja-Soße zubereitet wird. Klingt erstmal eigenartig, ist aber wahnsinnig lecker.  

Wann sind auf Madeira die Hauptreisezeit? 

Madeira ist ein Ganzjahresziel, und das spiegelt sich auch im Buchungsverhalten wider. Das heißt, wir haben zwar eine Hochsaison im Sommer, wo auch viele Portugiesen die Insel besuchen und mit dem Blumenfest im Mai und über Silvester auch zwei Anlässe, die traditionell stark gebucht werden, aber grundsätzlich sind auch alle anderen Zeiträume sehr tauglich um einen Madeira-Urlaub zu planen. Unser Winter ist mit Temperaturen von um die 15 Grad generell recht mild.  

Gibt es Dinge, die Reisende häufig verpassen, weil sie noch so unbekannt sind? 

Eine kulinarische Sache, die viele nicht auf dem Schirm haben, ist dass Madeira neben dem berühmten Wein auch ziemlich guter Cider gemacht wird, auf den wir sehr stolz sind. Wer sich das aus der Nähe anschauen will, kann eine Levada-Wanderung in die Region der Ortschaft Camacha nordöstlich von Funchal machen und da vor Ort in den Entstehungsprozess Einblick erhalten und natürlich auch probieren. An Aktivitäten, würde ich sagen, dass es viele Reisende bei uns überrascht, wie gut man Tauchen und auch Radfahren kann. Dank der Verfügbarkeit von E-Bikes sind Rad- und Mountainbike-Touren auf Madeira trotz der teils recht großen Höhenunterschiede inzwischen recht problemlos machbar. 

Wie würden Sie das Madeira-Gefühl in wenigen Sätzen beschreiben? 

Für mich ist das erstmal der Geruch von Blumen und Lorbeerwald der ganz typisch ist, dazu das Rauschen der Levadas und das Rollen der Steine am Strand unter den Wellen. Was auch sehr typisch ist, ist das Klopfen beim Zubereiten einer Poncha. Wer schonmal hier war, weiß genau was ich meine, wie es ist dieses Geräusch zu hören und dann kurz später eine frische Poncha zu trinken. 

Nach Portugal ist Deutschland für den Tourismus in Madeira der zweitgrößte Quellmarkt. Was macht Madeira ausgerechnet für Reisende aus Deutschland so beliebt?

Die Landschaften, die vielseitigen Aktivitäten im Freien und das Klima. Das mögen viele deutsche Urlauber an Madeira, auch das Gefühl auf einer Insel zu sein, aber trotzdem so viele Möglichkeiten zu haben. Was sicher auch gut ankommt, ist die Hotellerie, die in den Jahren nach Corona nochmal einen großen Qualitätssprung gemacht hat, und ganz allgemein die Gastfreundschaft. Auch dass Madeira ein Ganzjahresziel ist und gerade im Winter so herrlich milde Temperaturen bietet, trägt viel zur Beliebtheit bei deutschen Urlaubern bei. 

Haben Sie Tipps fürs wechselhafte Wetter?

Grundsätzlich ist ja die gute Nachricht, dass sich dank des Mikroklimas irgendwo auf der Insel eigentlich immer Sonne findet. Um herauszufinden wo das ist, nutzt man am besten die Webcams die wir an vielen Orten auf Madeira und Porto Santo anbieten, um den Gästen ihre Tagesplanung zu erleichtern. Wenn ich also einen Badeausflug nach Porto Moniz plane, kann ich einfach morgens beim Frühstück die Lage checken und bei Bedarf entsprechend umplanen. Wer nicht so viel Kontrolle braucht, kann aber auch einfach losziehen mit Windjacke und Sonnenbrille im Gepäck und ist damit für alle Fälle gut ausgerüstet. 

Was ist Ihr persönlicher Insider-Tipp für Madeira?

Im Dezember herkommen, das haben nämlich tatsächlich die wenigsten auf dem Schirm. Immer am 1. Dezember geht auf Madeira traditionell die Weihnachtsbeleuchtung an, was der Insel ein ganz besonderes Gesicht gibt. Auch wenn von den Temperaturen vielleicht keine Weihnachtsstimmung aufkommt, schaffen die Deko und die vielen Lichter eine ganz besondere Atmosphäre. In Funchal gibt es dann sogar auch einen Weihnachtsmarkt, wo es viel traditionelles Essen, Madeira-Wein und Liköre zu probieren gibt. Für mich herrscht zu dieser Zeit auch immer ein ganz besonderes Miteinander aus Einheimischen und Gästen. 

Clarissa Machado Visit Madeira

Clarissa Machado ist als Accountant Consultant bei Visit Madeira auch für den deutschsprachigen Markt zuständig. 

Das Interview führte Sandra Kathe

 

Mehr über die portugiesische Ferieninsel im Atlantik erfahren Sie mit unserer Themenwoche Condor & Madeira auf Reise vor9 und Counter vor9: News, Hintergrund und Tipps für die Beratung im Reisebüro.

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