O'Leary nennt SAF-Ziele der Luftfahrt "Unsinn"
Die Vision von klimaneutralem Fliegen bis 2050 hält Michael O'Leary für Illusion. "Die Nachhaltigkeitsziele der Luftfahrt sterben einen langsamen Tod", sagte der Ryanair-Chef vor Journalisten in London. Weder die bis 2030 geforderte Quote für nachhaltige Treibstoffe noch das von der IATA beschlossene Netto-Null-Ziel 2050 werde die Branche erreichen.
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Nachhaltige Flugkraftstoffe (SAF) bezeichnete O'Leary kurzerhand als "Unsinn". Statt steigender Nachfrage nach alternativen Treibstoffen sieht er das Gegenteil: Über die nächsten zehn Jahre werde der Ölpreis "deutlich" sinken.
Die Europäische Union schreibt ab 2030 einen SAF-Anteil von mindestens sechs Prozent vor, darunter 1,2 Prozent synthetisches Kerosin. Großbritannien geht mit 9,5 Prozent noch weiter. Angesichts der schleppenden Entwicklung der Produktionskapazitäten wirkt das ambitioniert. Schon jetzt klagen Airlines über geringe Verfügbarkeit und hohe Preise.
SAF: Knapp und teuer
Nach Berechnungen der Luftfahrtorganisation Iata wird sich die weltweite SAF-Produktion 2025 zwar auf 2,5 Milliarden Liter verdoppeln, doch reicht das bei weitem nicht. Der Anteil am globalen Kerosinverbrauch liegt aktuell bei gerade einmal 0,7 Prozent.
Der Preisunterschied ist erheblich: Schon diese geringe SAF-Menge verursachte Mehrkosten von 4,4 Milliarden US-Dollar. "Der Hochlauf der Produktion und Effizienzgewinne zur Kostensenkung müssen beschleunigt werden", forderte Iata-Chef Willie Walsh im Juni.
Spott statt Zuversicht
O'Leary sieht das alles gelassen. Während Branchenvertreter auf Subventionen und Investitionen hoffen, setzt er auf den Marktmechanismus – allerdings in eine andere Richtung. Billigeres Öl statt teurer SAF sei die Zukunft, meint der Ryanair-Chef.
Mit dieser Haltung stellt er sich offen gegen den Konsens der Branche, die sich 2021 im IATA-Beschluss auf Klimaneutralität bis 2050 festgelegt hatte. Für O'Leary bleibt es dabei: Klimaneutrales Fliegen ist nicht in Sicht – und die Debatte über nachhaltige Treibstoffe aus seiner Sicht vor allem eines, nämlich "Unsinn".
Christian Schmicke